Casting-Texte: Bertl & Adele

Bertl: 

Ich heiße Bertl und bin klein für mein Alter und ziemlich dünn. Ich habe dunkle Haare, braune Augen und im Sommer ist meine Haut dunkelbraun so wie die meiner Schwester Hertha. Wir kommen beide nach unserem Vater, heißt es. Nur, dass Hertha und Vater viel sportlicher sind als ich. Vater war ein besonders guter Fußballspieler bei Hakoah und Hertha ist Schwimmerin. Sie ist ein Jahr älter als ich. Mutter ist blond und hat grüne Augen. Ich habe einen Hund, ich nenne ihn Ramerl, er ist mein bester Freund. Er versteht jedes Wort und beschützt mich.

Adele: 

Mein Name ist Adele. Mein Haar ist braun, meine Augen sind graugrün und meine Haut ist blass. Man sagt, ich würde zerbrechlich wirken. Meine Ernsthaftigkeit habe ich von Vater, er wirkt recht streng und korrekt. Er ist immer sehr beschäftigt, so wie ich.Obwohl ich eher still und schüchtern bin, mögen mich meine Mitschülerinnen, das kann ich an den Stammbucheintragungen erkennen. Ich bemühe mich sehr, dass meine Noten immer ausgezeichnet sind und meine Lehrerin mit mir zufrieden ist.

Erzähler: 

In den Tagen und Wochen vor dem „Anschluss“ Österreichs prägen nationalsozialistische Massendemonstrationen das öffentliche Bild von Graz. Sie bringen der Stadt den zweifelhaften nationalsozialistischen Ehrentitel „Stadt der Volkserhebung“ ein. Ersten Übergriffen von Nationalsozialisten folgen unzählige Gesetze und Verwaltungsanordnungen, die auf die systematische Entrechtung und Verdrängung der jüdischen Bevölkerung aus der Wirtschaft und dem öffentlichen Leben abzielen. Für sie bedeutet das den Beginn von Diskriminierung, Beraubung, Verfolgung, Vertreibung und Ermordung.